Klang von Schellen und Glocken

22.12.2021

Einfluss von Legierungen auf klangliche Eigenschaften von Schellen und Glocken

Hunderte Schellen und Glocken wurden im FWF-Projekt "Metallic Idiophones between 800 BC and 800 AD in Central Europe" bereits akustisch unter die Lupe genommen. Eine besonders schwierige Aufgabe ist dabei die Rekonstruktion des "originalen" Klanges der teilweise stark korrodierten Fundstücke. Besonders wenn der metallische Anteil sehr gering wird, kann die genaue Legierung nicht mehr nachvollziehbar sein. Daher wurde der Klang einer etwa 1700 Jahre alten Glocke aus einem Gräberfund in Wels/Ovilava mit 6 nach historischer Tradition angefertigten Replikationen unterschiedlicher Legierungen verglichen.

Das Original und die vom Schmied Michael Konrad gegossenen Repliken wurden im Studio des MediaLab von Beate-Maria Pomberger (NHM Wien) und Jörg Mühlhans (Universität Wien) aufgenommen und analysiert. Erste Erkenntnisse zeigen, dass die Legierung im Gegensatz zur Form nur einen geringen Einfluss auf die ausgeprägten Frequenzbereiche bzw. Teiltöne der Glocken hat, jedoch einen enormen Einfluss auf das Schwingungsverhalten. Legierungen mit hohem Bleianteil dämpfen die Schwingungen stark, wodurch Glocken dieser Größe und Bauart nur etwa 1 Sekunde lang klingen, wohingegen bei Legierungen mit Zink und Zinn eine Abklingzeit der Glocke von bis zu 40 Sekunden gemessen werden konnte.

Ein umfassender Artikel über die Glocken und Schellen der Fundstätte Wels/Ovilava und ihre Akustik wurde bereits eingereicht und wird 2022 in der Fachzeitschrift "Römisches Österreich" erscheinen. Die aktuellen Analysen zu den klanglichen Eigenschaften der Replikate werden in einem etwas technischeren Artikel separat publiziert. Im Rahmen des Forschungsprojekts haben Pomberger und Mühlhans mit vielen weiteren Co-Autor*innen schon einige weitere Artikel publiziert.

https://www.nhm-wien.ac.at/forschung/praehistorie/forschungen/musikarchaeologie